Hintergrund der Studie

Teamleitungen haben in der Kinder- und Jugendhilfe die wichtige und gleichzeitig herausfordernde Aufgabe, ihr Team im Alltag fachlich zu unterstützen und für möglichst reibungslose organisatorische Abläufe zu sorgen. Diese recht allgemeine Beschreibung ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit, die vermutlich alle Teamleitungen eint. Denn schaut man sich die Aufgaben, Kompetenzen sowie Rahmenbedingungen der unteren Führungsebene bei Jugendhilfeträgern näher an, ergeben sich zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den Einrichtungen. Das beginnt bereits bei der Begrifflichkeit, so ist von Teamleitungen, aber auch von Gruppenleitungen oder Teamkoordinationen die Rede. Zugleich existieren innerhalb der Träger teilweise auch wenig trennscharfe Abgrenzungen zu anderen Hierarchieebenen (Tetens 2020).

Diese Studie, die als Kooperation zwischen der IU Internationale Hochschule und dem Evangelischen Erziehungsverband e.V. (EREV) durchgeführt wird, hat das Ziel, zum einen die Gründe für diese Vielfältigkeit der Teamleitungsmodelle zu erforschen und zum anderen zentrale Wirkfaktoren herauszuarbeiten, die die Arbeit einer Teamleitung in der Kinder- und Jugendhilfe unterstützen bzw. behindern. Dabei richtet sich die quantitative Befragung einer systemischen Perspektive folgend sowohl an die untere Führungsebene selbst (Teamleitungen, Gruppenleitungen etc.) als auch an die Ebene der Mitarbeitenden sowie die mittlere und obere Führungsebene (Bereichsleitung, Einrichtungsleitung, Geschäftsführung etc.) und kann auf diese Weise bestehende qualitative Daten zu dem Thema ergänzen (Balz 2013).

Konkret soll die Studie u.a. Antworten liefern auf diese Fragen: Welche Teamleitungsmodelle herrschen in der Kinder- und Jugendhilfe aktuell vor? Was sind die Gründe für die Entscheidung von Trägern für ein bestimmtes Modell? Welche Ressourcen werden Teamleitungen von den Trägern zur Verfügung gestellt? Wie bewerten die verschiedenen Hierarchieebenen innerhalb der Träger das jeweils existierende Teamleitungsmodell?

Der praktische Nutzen der Studie liegt darin, neue Erkenntnisse über Erfolgsfaktoren und Stolpersteine hinsichtlich Teamleitungsmodellen zu gewinnen und bisherige blinde Flecken auszuleuchten. Auf Basis der erwarteten Ergebnisse können Entscheidungsträger in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe differenzierter abwägen und entscheiden, welches Teamleitungsmodell vor dem Hintergrund der Bedarfe, der Struktur und den Ressourcen ihrer Einrichtung wirksam ist und was es bei anstehenden Veränderungen in der Leitungsstruktur zu bedenken gilt. Dies scheint nicht zuletzt auch mit Blick auf aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Arbeitswelt sinnvoll und notwendig (Fachkräftemangel, veränderte Ansprüche der Generation Y, Forderung nach mehr Agilität, Prämissen der sogenannten New Work).

Balz, H.-J. (2013): Teamleitung in der Kinder- und Jugendhilfe – Befragungsstudie zu gelingender Teamarbeit, beruflichen Herausforderungen und Handlungsstrategien. In: Evangelische Jugendhilfe 5/2013, S. 180-193.

Tetens, J. (2020): Teamleitungen in der Jugendhilfe – Versuch einer Standortbestimmung. In: Evangelische Jugendhilfe 4/2020, S. 236-240.